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aus der Schellerhauer Chronik



...was die Sage erzählt...

Eines Tages hatte der Teufel wieder einmal Streit mit seiner Großmutter. Er verließ wutentbrannt die Hölle. In seinen Sack hatte er eine Anzahl Häuschen gepackt. Er wollte sich irgendwo auf der Erde selbständig machen.
Allerdings hatte er nicht bemerkt, dass auch ein Stück glühende Kohle vom Höllenfeuer mit in den Sack geraten war. Als er nun gerade über die Schellerhauer Höhen flog, brannte die Kohle ein Loch in den Sack und der Teufel verlor ein Haus nach dem anderen. Die Häuser fielen in großem Abstand voneinander auf die Höhe.
Als nun der Teufel merkte, dass er fast alle Häuser verloren hatte, warf er den Rest hin und rief : "Zum Schinder!" Seitdem muss im letzten Haus von Schellerhau der Schinder wohnen.

...Tatsächlich...

geht die erste Besiedlung auf das Jahr 1543 zurück. Auf der weiteren Suche nach abbauwürdigem Erz veranlasste Magnus von Bärenstein Hans Schelle eine Siedlung an der Silberstraße von Altenberg nach Freiberg zu gründen, um zunächst die Altenberger Gruben mit Holz und Kohle zu versorgen. Allmählich entwickelte sich aber ein selbständiges Waldhufendorf mit grossen Flurstücken zur Selbstversorgung der Bergleute mit Nahrungsmitteln.
Nachdem der Schellerhauer Zinnerz-Bergbau im Dreissigjährigen Krieg zum Erliegen gekommen war, mussten die kargen Landhufen die oft sehr kinderreichen Familien ernähren. Da dies nicht ausreichte, betrieb ein beachtlicher Teil der Männer Lohnfuhrwerk, Waldarbeit oder irgend ein Handwerk nebenbei.
Trotzdem blieb Schellerhau bis in unser Jahrhundert hinein ein sehr armes Dorf.

...Die Kirche...

steht, in ihrer äußeren Schlichtheit dem Charakter des Dorfes und der Landschaft angepasst, auf einer Meereshöhe von 763m. Die ersten Siedler besuchten den Gottesdienst in dem 9km entfernten Johnsbach, dessen Pfarrer u.a. Glashütte zu betreuen hatte und seine Amtstätigkeit trotzdem bis hierher ausdehnen musste.
1561 errichteten die Schellerhauer ein eigenes, hölzernes Kirchengebäude und erhielten durch den Kurfürsten August die Anerkennung als selbstständige Kirchfahrt. Er überließ damals auch der Gemeinde die kleine Glocke. Sie wiegt drei Zentner und trägt die Inschrift "Ave Maria, gratia plena 1543"("Gegrüsst seist du, Maria, du Gnadenreiche").
Von dieser Holzkirche ist nichts mehr vorhanden. Aus ihr stammt aber noch der Renaissance - Taufstein von 1560 mit Ornamenten, Fruchtgehängen und Putten sowie Sprüchen in deutsch und latein. Das Kruzifix am Kanzelaufgang ist noch wesentlich älter. Es wurde wahrscheinlich bei Gründung der ersten Kirche als Ausrüstungsgegenstand geschenkt.
Ein erstes Pfarrhaus war 1632 von den Holck'schen Reitern vernichtet worden. Auch das zweite Pfarrhaus überstand nur wenige Jahrzehnte. Am 16.01. 1717 brach nachts ein Feuer aus. Alle Schellerhauer Kirchenbücher und die Berichte über die Ausmalung der Kirche in den Jahren 1683 bis 1684 mit den Namen der Maler verbrannten.
Das älteste Kirchenbuch beginnt mit Nachrichten aus dem Jahre 1725. Das Pfarrhaus wurde im Jahre 1721 wieder neu aufgebaut. 1891 war die Pfarre so baufällig geworden, dass man sich für einen Neubau entschied, dem jetzigen Pfarrhaus.
Das alte Pfarrhaus wurde an Fritz Müller aus Dippoldiswalde verkauft, der hier die Jagd gepachtet hatte. Er baute es zu Sommerwohnungen aus. 1912 wurde das ehemalige Pfarrhaus von Alfred Meumann gekauft. Er baute es zu einer Einkehrstätte für Sportler um. Aus den Stallräumen wurden Gastraum und Küche sowie aus der Scheune der Speisesaal. So wurde aus dem einstigen Pfarrhaus ein Gasthaus "Sportheim" genannt, später "Gebirgshof".

...Das jetzige Steingebäude der Kirche wurde 1591 bis 1593 erbaut und hatte zunächst einen "Dachreiter" auf der Mitte des Daches. Der Steinturm stammt aus dem 18. Jahrhundert 1904 wurde der "Helm" anstelle der Holzschindeln mit Kupferblech belegt. Auf dem Altar stehen zwei wertvolle Bergmannsleuchter, die eine bewegte Geschichte hinter sich haben. 1685 wurden sie der Kirchgemeinde geschenkt, 1813 von durchziehenden französischen Soldaten geraubt. Genau 100 Jahre waren sie verschollen. 1913 tauchten sie in Köln wieder auf. Jedoch war die Gemeinde zu arm, um die 400 Reichsmark zum Rückkauf aufzubringen. Erst 1940 konnten sie nach einer Sammlung ihren alten Platz wieder einnehmen. ...
... Grosse Waldgebiete des Erzgebirges wurden von Bärenfels aus verwaltet. Die Forstmeister liessen sich im Inneren der Kirche begraben. Hinter dem Altar sieht man das Epitaph für vier Kinder eines Landjägermeisters, die kurz nacheinander gestorben waren. Dass man die Kirche in Schellerhau zu den schönsten Dorfkirchen in Sachsen zählt, verdankt sie den wertvollen Bildern an der Decke und den Emporen. An der Tür zur Kanzel sieht man einen knieenden Forstmann, der betet: "Gott, sey mir Sünder gnädig". Vor ihm steht Jesus, der ihm zuruft: "Sey getrost mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben". Wer dieser Forstmann war, sagen die darüber geschriebenen Buchstaben: C.R.V.C.CFSO.F.U.W.M. - Carl Rudolf von Carlowitz, Churfürstlich Sächsischer Ober - Forst Und Wild - Meister. Er gab das Geld für die Ausgestaltung der Kirche in den Jahren 1681 bis 1684. Die Bilder wurden in den Jahren 1974 bis 1976 fachgerecht restauriert. ...
...Als im Jahre 1756 eine neue Orgel gebaut wurde, nahm man einige Felder der damals erst 75 Jahre alten Bilder heraus und nagelte diese, mit dem Gesicht nach unten, in die Dachdielung ein. ... Der Holzbildhauer Kazzer fand ein solches Brett in der Dielung des Dachstules und die Dresdener Künstler Max Merbt, Rudolf Gebhardt und Max Rosenlöscher hatten so ein Originalbild, welches ihnen die Restaurierungsarbeiten erleichterte. ...

... Nachdem die Gemeinde bereits im ersten Weltkrieg eine Glocke verloren hatte, wurden im zweiten Weltkrieg erneut die beiden grösseren Glocken abgeholt und die mittlere für Kriegszwecke eingeschmolzen. Die grosse Glocke wurde nach Kriegsende in Hamburg wiedergefunden und kam 1949 zurück.
Wie bereits erwähnt, schenkte Kurfürst August der Kirchgemeinde 1543 eine Dreizentner - Glocke. Das Geläut wurde im Jahre 1965 durch den Kauf einer Neunzentner - Glocke ergänzt. Somit besitzt die Kirche jetzt drei Bronzeglocken, die in einem stählernen Stuhl hängen und elektrisch geläutet werden. 1961 wurde die Kirche mit neuen Bänken und einer Elektroheizung ausgestattet. 1967 wurde im Turmeingang eine kupferne Mahntafel für die 59 Opfer des zweiten Weltkrieges aus Schellerhau und Bärenfels angebracht.
Nach dem Einbau einer neuen Orgelempore wurde 1973 durch Orgelbaumeister Schuster aus Zittau eine neue Orgel gebaut. Architekt Christian Möller aus Dresden fügte mit viel Einfühlungsvermögen die neue Orgel in das alte Gebäude ein.
Die umfangreichen Renovierungsarbeiten in und an der Kirche von Schellerhau in den letzten dreissig Jahren sind dem starken Engagement des Pfarrerehepaares Günzel, dem Kirchenvorstand und vielen fleissigen Helfern der Kirchgemeinde zu verdanken.

...Der Zinnbergbau...

Hunt im Bergwerksstollen
Hunt im Bergwerksstollen
war Ursache für die Gründung des Ortes Schellerhau. Die ältesten Zeichen der Erzgewinnung sind Sandablagerungen und durchwühlter Boden an der Weisseritz oberhalb und unterhalb der Schinderbrücke. Hier hat man Zinn geseift. Aus Vertiefungen im Bachbett wurden "Graupen", kleine Zinnkörnchen, gewonnen. Später wurde zinnhaltiges Gestein beiderseits in den Bach hereingezogen. Die leichten erdigen Bestandteile und die tauben Steine wurden weggeschwemmt, die schweren Zinngraupen blieben zurück und wurden gesammelt.
Als das Seiffen keinen Ertrag mehr brachte, wurden die ersten Stollen gegraben. Die Zerkleinerung des Zinnerzes erfolgte in Pochwerken unterhalb der Schinderbrücke, nahe der Schellermühle und der Sichelbrücke.
Infolge einer Pestepidemie im Jahre 1633 erlosch in Schellerhau der Zinnerzbergbau.
Die wichtigste Eisenerz - Grube war die Eisensteinzeche "Segen Gottes". Diese Eisensteinzeche, auch "Segen Gottes - Fundgrube" genannt, war auf dem Grundbuchbaltt 80 für Schellerhau eingetragen. Dazu gehörten Huthaus nebst Kunstkaue sowie eine Radstube. ...
...Die "Segen Gottes" Zeche war bereits um 1600 in Betrieb. Nachdem sie im Siebenjährigen Krieg abgesoffen war, nahm 1781 die Zwitterstockgewerkschaft Altenberg den Betrieb in der Grube wieder auf. Diese Grube war der grösste Roteisenlieferant für die Schmelzöfen in Schmiedeberg. Es war die leistungsfähigste Eisengrube im Altenberger Revier.
Der Eisenstein bei Schellerhau wurde zunächst nur im Tagebau gewonnen. 1780 wurden die bereits erwähnten Gebäude errichtet, um den besonders guten Schellerhauer Eisenstein aus der Tiefe zu gewinnen. Das Wasser zum Betreiben der Erzförderung wurde aus dem Pöbelbach entnommen.
Etwa 100m oberhalb der Zeche wurde das Pöbelbach - Wasser aus seinem Flussbett in einem zum Teil ausgepflasterten Graben dem Betrieb zugeleitet. Die unzulängliche Wasserversorgung wirkte sich nachteilig auf eine rationelle Betreibung des Bergwerkes aus. Das Wasser des Pöbelbaches war oft zu schwach, um das grosse Wasserrad anzutreiben. Im Sommerhalbjahr musste deshalb zeitweise der Werksbetrieb stillgelegt werden. Bereits 1799 plante man die Anlage eines Staudeiches, der die Krafterzeugung für die Wasserhaltung sicherstellen sollte. Die Ausführung scheiterte jedoch an den Kosten. Im Jahre 1806 wollte man die Wasserfrage mit der Errichtung eines Stollens lösen, der mit einer Länge von 1200m vom oberen Pöbeltal aus in die Grube eingeführt werden sollte, unter gleichzeitiger Mitbenutzung des zeitweise gestauten Wassers aus dem nach dem Galgenteich führenden "Neugraben".

Im Jahre 1828 wurde dieser Stollen mit Hilfe der Begnadigungsgelder des Rittergutes Schmiedeberg begonnen, blieb aber bereits nach einer Länge von 166m wieder liegen, nachdem 1834 durch Änderung des Gesetzes über die Begnadigungsgelder die Grube diese Zuschüsse verlor. 1848 wurde von der Zwitterstockgewerkschaft erneut die Anlage eines Staudeiches für die "Segen Gottes - Fundgrube" erwogen. Aber auch diesmal kam der Plan nicht zur Ausführung.
Die Grube wollte zur gleichen Zeit ihre Produktion erweitern, indem sie am Milchflösselweg einen Versuchsabbau auf einem Brauneisenvorkommen betrieb, der aber bereits 1849 wieder eingestellt wurde. Die Grube krankte fortgesetzt an der ungelösten Wasserfrage.
Im Jahre 1868 wurde die Grube "Segen Gottes" erstmalig infolge Unrentabilität stillgelegt und nur in der Hochkonjunktur noch einmal in Betrieb genommen. Am 5. April 1889 wurde der Betrieb geschlossen, da es Schwierigkeiten mit der Ableitung der eindringenden Wassermassen gab. Huthaus mit Betstube, Schachthaus und Radstube wurden 1889 auf Abbruch verkauft. Das noch brauchbare Material fand in Kipsdorf für Neubauten Verwendung.
Weitere Bergwerke waren "Vergnügter Bergmann Erbstolln" im Norden der Gemeindeflur und die Fundgrube "Wilhelmine Erbstollen" an der Schellermühle. 1706 existierte darüber hinaus noch eine Eisensteinzeche "Frisch Glück". Gegenüber dem Pfarrbusch soll sich der "St. Magdalenen Erbstollen" befunden haben.
Weiterhin befanden sich an der Putzmühle der "Friedrich Erbstolln" und die "Hilfe Gottes Fundgrube". Bereits 1848 baute kurzzeitig die "Hilfe Gottes Fundgrube" im Stollenbetrieb an der Putzmühle Brauneisenerz ab. 1916 wurde dieses Vorkommen nochmals mit Abbauarbeiten belegt.
Im Pöbeltal existierten die Stollen "Kempenzeche" und "Gelobt Land", die von 1715 bis 1822 Zinnerz aus kleinen Greisenvorkommen förderten.

Texte: "Aus der Heimatgeschichte Schellerhaus"; herausgegeben von der Gemeindeverwaltung und dem Pfarramt Schellerhau; Leipzig 1993
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